Die Ankündigung auf der Dot All 2025 in Lissabon hat in der Craft CMS-Community eingeschlagen wie eine Bombe: Craft CMS 6 wird von Yii2 auf Laravel migrieren Release ist für Herbst/Winter 2026 geplant. Das ist die größte architektonische Veränderung seit Craft 3 - aber diesmal mit Verstand gemacht.
Als einer der ersten Craft CMS Premium Partner im DACH-Raum seit 2015 verfolge ich diese Entwicklung natürlich mit besonderem Interesse. Und ehrlich gesagt: Es war verdammt höchste Zeit.
Yii2 hatte keine Zukunft mehr
Yii2 ist ein sterbendes Framework. Die Maintainer konzentrieren sich längst auf Yii 3, das so anders ist, dass der Wechsel dorthin genauso aufwändig gewesen wäre wie zu einem komplett anderen Framework. Brandon Kelly hat es in Lissabon klar formuliert: Warum einem sterbenden Pferd hinterherrennen, wenn Laravel als unangefochtener Marktführer bereitsteht?
In meiner täglichen Arbeit spüre ich das permanent. Wie oft hörte ich bereits “Yii? Damit habe ich noch nie gearbeitet. Laravel kenne ich, aber Yii…”
Mir geht es auch so - wenn ich selbst zwischen Laravel-Projekten und Craft-Projekten wechsle, muss ich mental umschalten. Unterschiedliche Patterns, andere Konventionen, anderes Tooling.
Laravel bringt ein massives Ökosystem mit - Queue-Systeme, Caching, Authentifizierung, First-Party-Packages wie Horizon und Telescope. Aber das Wichtigste: Developer Experience. Laravel ist dokumentiert wie kein anderes Framework. Die Community ist riesig. Wenn ich ein Problem habe, finde ich in Sekunden eine Lösung. Bei Yii2? Viel Glück.
Craft CMS 3 Upgrade war ein Desaster - das wird nicht wiederholt
Ich habe den Wechsel von Craft CMS 2 zu Craft CMS 3 durchlebt. Es war die Hölle. Pixel & Tonic gibt das mittlerweile auch offen zu: Der Wechsel dauerte Jahre zu lange, Plugins mussten komplett neu geschrieben werden, und am Ende gab es keine einzige neue Funktion, die meine Kunden begeistert hätte. Nur technischer Overhead.
Brandon Kelly hat versprochen: “So etwas wird nie wieder passieren.” Und die Strategie für Craft CMS 6 zeigt, dass er es ernst meint:
Erstens: Kein komplettes Rewrite. Craft CMS 6 ist größtenteils ein Port zu Laravel, keine Neuerfindung des Rads. Die Architektur bleibt im Kern gleich. Das bedeutet: Mein Wissen über Craft CMS bleibt relevant.
Zweitens: Ein Yii 2 Adapter-Package sorgt für Kompatibilität. Brandon Kelly hat im Workshop das “Happy Brad”-Plugin vorgeführt - es lief auf Craft CMS 6 ohne eine einzige Codezeile zu ändern. Das Adapter-Package enthält das komplette Yii 2 Framework plus Laravel-Wrapper für Craft CMS 5 Klassen. Clever.
Drittens: Es gibt echte neue Features, die den Upgrade-Aufwand rechtfertigen.
Features in Craft CMS 6, die tatsächlich Sinn machen
Craft CMS 6 bringt sechs Content-Management-Features, die ich meinen Kunden direkt verkaufen kann:
Content Releases: Mehrere Einträge gleichzeitig publishen, manuell oder zeitgesteuert. Für koordinierte Launches, wie z.B. zu Marketing-Events oder Sales (Hallo, ja ich mein dich, Black Friday!) ein Segen.
Scheduled Drafts: Einzelne Drafts zeitgesteuert veröffentlichen. Keine manuellen Reminder mehr.
Content Import Tool: Bulk-Operationen und Migrationen werden deutlich einfacher. Ich habe Hunderte Stunden damit verbracht, Daten nach Craft CMS zu migrieren - dieses Tool hätte mir viel Schmerz erspart.
Content Approval Workflows: Governance für Unternehmen mit Vier-Augen-Prinzip. Meine Kunden aus dem medizinischen Bereich werden das lieben.
Edit Page Commenting: Feedback direkt im Entry-Interface des Backends, statt per E-Mail-Ping-Pong.
Element Activity Logs: Volle Transparenz über alle Änderungen. “Wer hat wann was geändert?” - endlich eine klare Antwort.
Das Control Panel wird komplett neu aufgesetzt mit dem Lion Web Component Framework: Dark Mode, mobile-optimiert, moderne UI. Als Plugin-Entwickler kann ich dieselben Komponenten nutzen wie der Core. Das spart Zeit und sorgt für Konsistenz.
WCAG 2.2 Level AA - ernst gemeint
Jede Komponente wird auf WCAG 2.2 Level AA Konformität getestet. Barrierefreiheit ist kein Addon, sondern Teil des Fundaments. Das Craft CMS 5 Control Panel unterstützt bereits Tastaturnavigation, Skip-Links, Screenreader-Kompatibilität und farbenunabhängige Indikatoren.
Craft CMS 5.6 brachte erweiterte Link-Felder mit ARIA-Label-Controls. Der Focal Point Tool im Image Editor funktioniert jetzt mit Single-Click statt Drag-Gesten. Das sind Details, aber wichtige Details.
Mit dem European Accessibility Act seit Juni 2025 ist das keine Option mehr, sondern Pflicht. Pixel & Tonic ist hier vorbildlich unterwegs. Für mich bedeutet das: Ich kann meinen Kunden von Anfang an barrierefreie Lösungen liefern, ohne nachträglich nachzubessern.
Fünf Jahre LTS - kein Stress
Das Killer-Feature: Craft CMS 5 wird eine LTS-Version mit fünf Jahren Support nach Release von Craft CMS 6.
GA ist für Q4 2026 geplant. Das heißt: Ich habe bis 2031 Zeit, meine Kundenprojekte zu migrieren.
Fünf Jahre. Keine Panik, kein Druck. Ich kann in Ruhe evaluieren, testen und dann strategisch entscheiden, wann welches Projekt migriert wird. Genau so muss das sein.
Das CLI-Tool craft6-revamp automatisiert die technischen Änderungen. Es updated bootstrap.php, ändert web/ zu public/ (Laravel-Standard), entfernt phpdotenv aus composer.json, passt config.yaml und general.php an.
Was das für meine Projekte bedeutet
Für Templates: Quasi nichts. Twig bleibt Twig. Entry-Fetching funktioniert wie bisher. Für meine Kunden ändert sich nichts.
Für Plugin-Development: Hier wird es spannend. Kurzfristig kann ich das Adapter-Package nutzen und weitermachen wie bisher. Langfristig kann ich auf Laravel-Patterns umsteigen und das gesamte Laravel-Ökosystem nutzen. Testing, Packages, Community-Lösungen - alles steht mir offen.
Für bestehende Kundenprojekte: Ich habe mehrere Optionen. Projekte können auf Craft 5 LTS bleiben bis 2031. Oder ich upgrade früh mit craft6-revamp. Oder ich mache einen Phasenansatz - erst Adapter-Package, dann schrittweise auf native Laravel-Patterns migrieren.
Für neue Projekte: Ab Ende 2026 / Anfang 2027 starte ich neue Projekte wahrscheinlich direkt mit Craft CMS 6. Laravel als Basis bedeutet: Standard-Tooling, bekannte Patterns, einfachere Zusammenarbeit mit anderen Entwicklern.
Community-Reaktion: Endlich!
Die Reaktionen in Lissabon waren eindeutig positiv. Viele Entwickler haben jahrelang auf diesen Wechsel gehofft. Als Brandon Kelly die Ankündigung machte, ging ein kollektives Aufatmen durch den Raum.
Die Hauptsorge: “Wird das wieder so ein Desaster wie Craft 3?” Aber das Yii 2 Adapter-Package nimmt den Druck raus. Die meisten Plugins werden ohne Änderungen funktionieren. Die fünf Jahre LTS geben Zeit. Und die Tatsache, dass es kein komplettes Rewrite ist, reduziert das Risiko massiv.
Ich selbst bin vorsichtig optimistisch. Pixel & Tonic hat aus Fehlern gelernt. Die Kommunikation ist transparent. Der Plan ist durchdacht. Das stimmt mich positiv.
Fazit: Der richtige Schritt zur richtigen Zeit
Der Craft CMS 6 Laravel-Wechsel ist mehr als ein Framework-Swap. Es ist eine strategische Neuausrichtung mit der modernen PHP-Welt. Yii2 hatte keine Zukunft. Laravel ist die Zukunft. So einfach ist das.
Was mich überzeugt: Die Balance zwischen Ambition und Pragmatismus. Kein gehetztes “Jetzt sofort upgraden!”. Stattdessen: Fünf Jahre Zeit. Adapter-Package. Schrittweise Migration. Mehrere Pfade. Das ist erwachsen gedacht.
Als jemand, der Craft CMS seit 2015 produktiv einsetzt und damit seit über 13 Jahren Kundenprojekte betreut, sage ich: Das ist die richtige Entscheidung. Laravel bringt Zukunftssicherheit, Developer Experience und ein lebendiges Ökosystem. Die Migrationsstrategie ist durchdacht. Die Angst vor einem zweiten Craft-CMS-3-Desaster ist unbegründet.
Für NORDWYND bedeutet das konkret: Ich werde Craft CMS 6 ab dem Alpha-Stadium intensiv testen. Bestehende Kundenprojekte laufen weiter auf Craft 5 LTS - ohne Zeitdruck. Neue Projekte ab 2027 starten wahrscheinlich direkt auf Craft CMS 6. Die nächsten zwei Jahre nutze ich, um die Migration vorzubereiten und die neuen Laravel-Möglichkeiten zu evaluieren.
Ehrlich gesagt: Ich freue mich drauf. Endlich kann ich Craft-CMS-Projekte mit derselben Developer Experience angehen wie Laravel-Projekte. Das wird vieles einfacher machen.